o-movie. ein pluraler blick

ein projekt der plattform kunst ~ öffentlichkeit

vorbemerkungen

das olympische dorf, genannt o-dorf, ein stadtteil im osten innsbrucks mit hohem anteil an bewohnerInnen mit migrantischem hintergrund, ist geprägt von sozialem wohnbau aus unterschiedlichen jahrzehnten.
2004/06 wurde das centrum o-dorf mit einem großen vorplatz errichtet. der platz ist umbaut von einem hochhaus, daran angrenzend jugendzentrum, mehrzwecksaal, vereinsräume, kindergarten, hort und supermarkt. 
von beginn an wurde der platz kritisiert und es gab und gibt forderungen ihn umzugestalten. diesbezügliche presseberichte und eine unterschriftenaktion machten uns aufmerksam. nach mehrmaligen begehungen und gesprächen mit platzbenützerInnen beschloss die plattform statt architektonisch-ästhetischen eingriffen den platz - zumindest temporär - als kommunikations-, erfahrungs- und aktionsraum zu erproben.

konzeptidee

alle, die diesen platz frequentieren: anrainerInnen, passantInnen, jugendliche, einkäuferInnen, vereinsmitglieder......werden eingeladen, aus ihrer sicht jeweils 90 sekunden den platz zu filmen.
die kameras werden von der plattform zur verfügung gestellt, der jeweilige standpunkt ist frei wählbar, von der eigenen wohnung aus, auf der bank sitzend, aus dem supermarkt, den platz überquerend.....
ein modell des platzes (maßstab 1: 100) steht für filmaufnahmen zur verfügung. 
die mitglieder der plattform sind während der drehzeit anwesend und bieten unterstützung bei technischen problemen. 
das filmprojekt wird im vorfeld mit flugblättern, plakaten, inseraten und gesprächen vor ort angekündigt. die aufnahmen, gefilmt aus unterschiedlichen perspektiven, zu verschiedenen tageszeiten (jedoch mit vereinbarten terminen) werden von uns zu einem film montiert und ca. eine woche später an zwei aufeinanderfolgenden abenden am platz gezeigt.
die freiluftvorführungen werden angekündigt und finden in einer kinoatmosphäre (mit cola und popcorn) statt.

stadt. öffentlicher raum

der öffentliche, städtische raum ist einem starken erosionsprozess ausgesetzt. neoliberale politik, privatisierung, die schamlose verwendung des öffentichen raumes für den individualverkehr und nicht zuletzt ein (scheinbar) steigendes sicherheitsbedürfnis der menschen setzen dem öffentlichen raum, vor allem in urbanen, aber auch in suburbanen und selbst in dörflichen bereichen, stark zu. 

beim centrum o-dorf handelt es sich um eine örtlichkeit außerhalb des zentrums der allgemeinen aufmerksamkeit und des innerstädtischen interesses bezüglich wirtschaftlicher und touristischer nutzung. gerade solche orte bieten die möglichkeit begegnungsräume zu sein.
o-movie thematisiert die urbanen, politischen und sozialen strukturen, die diesen ort bestimmen.

für den einzelnen gibt es wenig spielraum sich im öffentlichen raum auszudrücken. o-movie ermöglicht den teilnehmenden eine auseinandersetzung mit ihrem eigenen lebensraum. dabei spielt nicht nur das was, sondern auch das wie eine rolle. die offene filmsituation mit nur zwei vorgaben (filmort und filmdauer) ermöglicht einen freien umgang mit thema und technik und lädt ein, gewohntes anders zu sehen.
die projektteilnehmerInnen nutzen und benutzen einen öffentlichen platz, um ihre private ­sicht auf diesen platz öffentlich zu machen.

das modell des platzes verschiebt das selbstverständliche und macht eine reflexive wahrnehmung möglich: vom modell zur wirklichkeit, von der wirklichkeit zum modell. zusätzlich ist das platzmodell verbindendes element zwischen einzelnen filmsequenzen.

o-movie iniziiert einen kommunikationsprozess und thematisiert darüber hinaus fragen von selbstermächtigung, öffentlichkeit, raumnutzung, wahrnehmung, identifikation, urbanität.....etc.

das video wurde am 2. und 3. juli ab einbruch der dunkelheit, ca. 21 uhr, bei freiem eintritt und mit erfrischungen am platz centrum o-dorf open air gezeigt.



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